In meiner Arbeit mit Kommunen und Landkreisen begegnet mir immer wieder ein ähnliches Szenario: Die Haushaltsplanung steht an, und die Verantwortlichen suchen nach Möglichkeiten zu sparen. Ganz oben auf der Liste steht oft der Tourismus. Schließlich gilt er häufig als „freiwillige Aufgabe“, die man streichen kann, ohne großen Schaden zu verursachen – oder?
Doch genau hier liegt der Denkfehler. Tourismus wird oft noch im alten Sinne verstanden: als „Fremden-Verkehr“, bei dem es darum geht, Broschüren zu verteilen, Gäste zu informieren und Unterkünfte zu vermarkten. Doch diese Sichtweise ist längst überholt. Heute geht es um weit mehr als um reine Gästezahlen. Es geht um die Lebensqualität, die Zukunftsfähigkeit von Regionen und um deren wirtschaftliche Stabilität.
Tourismus ist kein Luxus – er ist Lebensraumentwicklung
Die Freizeitgestaltung und Naherholung sind heute entscheidende Standortfaktoren – für Einheimische und für potenzielle Neuankömmlinge. Ein attraktives Freizeitangebot hat direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität in einer Region. Und diese Lebensqualität wiederum entscheidet darüber, ob Menschen gerne dort leben und arbeiten.
Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das ein enorm wichtiger Punkt. Wer will, dass Menschen in der Region bleiben oder dorthin ziehen, muss dafür sorgen, dass sie sich dort wohlfühlen. Freizeitangebote und eine gute Naherholungsstruktur sind dabei genauso wichtig wie Schulen, Kindergärten und Infrastruktur. Sie schaffen die Basis für ein lebenswertes Umfeld.
Doch das Ganze hat auch eine wirtschaftliche Dimension: Die Menschen, die bleiben oder kommen, sichern durch ihre Einkommens- und Gewerbesteuern die finanzielle Zukunft der Kommunen. Tourismus und Naherholung sind somit keine freiwilligen Ausgaben – sie sind Investitionen in die langfristige Stabilität einer Region.
Warum Tourismus neu gedacht werden muss
In vielen Kommunen wird Tourismus noch in alten Rollenbildern betrachtet. Tourist-Infos werden oft als Orte gesehen, an denen Broschüren verteilt und Gäste freundlich begrüßt werden. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute geht es darum, Tourismus und Naherholung als strategische Aufgaben zu verstehen, die eng mit der Lebensraumentwicklung verknüpft sind.
Was bedeutet das konkret?
- Freizeitgestaltung als Standortentwicklung: Freizeitangebote und Naherholung müssen so gestaltet werden, dass sie nicht nur Gäste anziehen, sondern auch den Einheimischen zugutekommen. Sie sind ein wesentlicher Teil dessen, was eine Region lebenswert macht.
- Zusammenarbeit über Abteilungen hinweg: Tourismus kann nicht isoliert betrachtet werden. Es braucht eine enge Zusammenarbeit mit Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und Umweltbehörden, um nachhaltige Strategien zu entwickeln.
- Nachhaltigkeit als Basis: Die Entwicklung von Tourismusangeboten darf nicht auf Kosten der Umwelt oder der sozialen Strukturen gehen. Stattdessen sollten sie dazu beitragen, regionale Identität und Ressourcenschonung zu fördern.
Meine Erfahrungen aus der Praxis
In Gesprächen mit Kommunen höre ich oft die gleichen Fragen:
- „Wie können wir Naherholung und Tourismus finanzieren, wenn die Budgets knapp sind?“
- „Wie überzeugen wir die Bevölkerung, dass Tourismus auch ihnen etwas bringt?“
- „Wie gestalten wir Freizeitangebote, die zukunftsfähig sind?“
Diese Fragen zeigen, dass es nicht nur um die richtigen Strategien geht, sondern auch um eine Bewusstseinsänderung. Die Menschen – in den Verwaltungen ebenso wie in der Bevölkerung – müssen verstehen, dass Tourismus mehr ist als nur Gastfreundschaft. Er ist ein essenzieller Teil der Lebensraumentwicklung, der uns alle betrifft.
Wir stehen an einem Punkt, an dem wir Tourismus und Naherholung neu denken müssen. Es reicht nicht mehr, nur bestehende Strukturen zu verwalten. Es braucht Mut, Veränderungen anzustoßen, neue Wege zu gehen und Tourismus als Teil eines größeren Systems zu verstehen.
Was können Kommunen tun?
- Langfristig denken: Freizeitgestaltung und Standortentwicklung sind keine kurzfristigen Projekte, sondern strategische Aufgaben.
- Zusammenhänge sehen: Tourismus, Lebensqualität und wirtschaftliche Stabilität sind eng miteinander verbunden.
- In Menschen investieren: Attraktive Regionen ziehen Menschen an, die wiederum die Zukunft der Region sichern.
Wie ich unterstützen kann
Aus meiner Erfahrung weiß ich, wie herausfordernd solche Veränderungsprozesse sein können. Deshalb begleite ich Kommunen und Organisationen dabei, diese Herausforderungen zu meistern:
- Strategien entwickeln, die Ökologie, Wirtschaft und Soziales verbinden.
- Moderation von Veränderungsprozessen, um alle Beteiligten mitzunehmen.
- Konzepte für Naherholung und Tourismus, die zukunftsfähig und wirtschaftlich sinnvoll sind.
Tourismus darf nicht mehr als reine „freiwillige Aufgabe“ verstanden werden. Die Verbindung von Freizeitgestaltung, Naherholung und Standortentwicklung ist ein zentraler Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen. Es liegt an uns, diese Chancen zu nutzen – für die Menschen, die Regionen und ihre langfristige Entwicklung.
Fazit
Ich bin überzeugt: Wenn wir Tourismus und Naherholung als Teil der Lebensraumentwicklung begreifen, schaffen wir nicht nur lebendige, lebenswerte Regionen – wir sichern auch ihre Zukunft.
Ich freue mich über den Austausch: Wie steht Ihre Region zu diesem Thema? Was sind Ihre Erfahrungen?
Strategieberatung, Marken-Strategien und Marketing-Konzepte von Menschen für Menschen - das ist unser Motto. Wir kennen die Bedürfnisse von Unternehmern, Entscheidern und Zielgruppen und entwickeln passende Strategien und Kommunikations-Konzepte. Sie haben Interesse an weiteren Informationen? Bitte kontaktieren Sie uns!
Dipl. Geogr. Tanja Brunnhuber
Inhaberin destination to market