Der Fahrradtourismus boomt: Rund 80 Mio. Fahrräder sind im Jahr 2020 in Deutschland in Gebrauch - so viele wie nie zuvor. Der Anteil von Pedelecs/E-Bikes nimmt dabei fast 40% ein. Diese Zahlen sind aus der jährlichen Erhebung des Zweirad-Industrie-Verbands entnommen, welcher seit mehr als 50 Jahren einmal jährlich die offiziellen Wirtschaftsdaten der deutschen Fahrradindustrie erhebt.
Wie sehen die aktuellen Entwicklungen der Fahrradindustrie und des Fahrradtourismus aus? Wie können Tourismusregionen unter den Aspekten der Nachhaltigkeit langfristig erfolgreiche Mountainbike- und Fahrradtourismus-Konzepte entwickeln? Darum ging es in einer Online-Veranstaltung, in der ich als Expertin sprechen durfte. In diesem Blogbeitrag fasse ich meine wichtigsten Aussagen zusammen.
Nachhaltiger Fahrradtourismus und Mountainbiken: Lösungen, Strategien, Konzepte
Am 24. März 2021 fanden sich rund 130 Teilnehmende beim Online-Web-Seminar von Hans Urban, dem forst- und jagdpolitischen Sprecher und Mitglied des Bayerischen Landtags für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein. Das Thema mit dem Titel: Mountainbiken im Oberland - Bergwald, Bike und Biotop klang vielversprechend, dementsprechend groß war das Interesse.
Hier kann das Web-Seminar im Nachgang angeschaut werden: Link zum Web-Seminar.
Was der Münchner Merkur und die Süddeutsche Zeitung über das Web-Seminar schrieben, können Sie ebenfalls nachlesen.
Nachfolgend die wichtigsten Punkte kurz zusammengefasst:
Der Trend des Fahrradtourismus steigt mit der Nachfrage nach Fahrrädern
Spannend ist der Blick auf den Neukauf verschiedener Fahrradtypen: Knapp zwei Millionen Trekkingräder wurden in 2021 neu verkauft, davon waren 64% Pedelecs/E-Bikes.
Bei Mountainbikes ist der Trend zur Elektromobilität noch stärker ausgeprägt: Von den 736.200 neuen Modellen waren knapp 80% motorgestützt.
Schauen wir uns noch ein paar mehr Zahlen an: Wie ist der Stellenwert des Mountainbikens aktuell und welche Entwicklungen gab es im ersten Jahr der Corona-Pandemie im Fahrradtourismus?
Seit Jahren steigt die Zahl der Personen, die sich selbst als Mountainbiker bezeichnen. Folgt man den Erhebungen von Statista, wo die Anzahl der Personen in Deutschland, die in der Freizeit Mountainbike fahren, nach Häufigkeit von 2016 bis 2020 aufgeführt sind, sieht man die klare Tendenz: Im Jahr 2020 waren es 15,6 Mio. Personen, die Mountainbike häufig oder "ab und zu" betreiben.
Die ADFC Radreiseanalyse 2021 belegt den Trend des Radtourismus: In 2020 gab es 41% mehr Radausflüge in der Freizeit als im Jahr zuvor! Weiterhin wünschen sich 73% der Befragten gut inszenierte Tourenvorschläge.
Drei Erfolgsfaktoren für nachhaltigen Fahrradtourismus
Das Radfahren ist in der Gesellschaft angekommen. Die Pandemie zeigt uns ganz deutlich, wie groß der Wunsch nach einem Aufenthalt in der Natur geworden ist. Um auf diese gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren braucht es Konzepte, die alle Beteiligten mit ins Boot nehmen, aber auch fachlich fundiert und über den Tellerrand blickend, die Potenziale des Radtourismus für die Destinationen erschließen. Der Mehrwert des Radfahrens für Mensch und Gesellschaft sollte dabei im Kern von Konzeption und Angebotsentwicklung stehen.
Mit dem Dreiklang aus strategischer Konzeptentwicklung, Stakeholdermanagement und zielgruppenorientierter Angebotsentwicklung können zukunftsfähige Lösungen für einen naturnahen, lenkenden, wertschöpfenden und erlebnisorientierten Fahrradtourismus entwickelt werden.
Welchen Mehrwert das Radfahren für Tourismusregionen liefert
Der gesellschaftliche Wunsch nach mehr Nähe zur Natur, nach Gesundheit, Regionalität und Freizeit-Erlebnissen vor der eigenen Haustüre steigt - so könnte man zumindest meinen. Interessanterweise zeigte der Werte-Index 2020, der nach eigenen Angaben "Deutschlands grundlegende Werte aus rund 3,3 Millionen Postings in den deutschsprachigen Social-Media-Kanälen" erhebt , die Wichtigkeit von Gesundheit an oberster Stelle, gefolgt von Familie und Erfolg. (Quelle: Kantar Deutschland)
Der gesundheitliche Mehrwert des Radfahrens wird in den deutschsprachigen Ländern immer noch unterschätzt: Einerseits ist der Vorteil von sanfter Bewegung für alle Ziel- und Altersgruppen relativ offensichtlich. Im Bereich der Rehabilitation, aber auch Prophylaxe kann das Fahrrad eine wichtige Rolle spielen. Wer schon einmal eine Operation am Knie hatte weiß, wie wichtig der Meilenstein "Ich kann jetzt wieder aufs Fahrrad steigen" und die sanfte Bewegung auf dem Fahrrad-Ergometer für Reha-Patienten ist. Aber auch über den Einfluss des Mountainbikings auf die psychische Gesundheit von jungen Erwachsenen gibt es mittlerweile Studien, die einen positiven Effekt belegen.
Das Radfahren kann so viel mehr, als wir aktuell daraus machen. Was wir brauchen ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Radfahrens - und um damit auf den eingangs erwähnten Kontext des Web-Seminars zu kommen: Es sind nicht ausschließlich abfahrtsorientierte Downhill-Strecken für eine schmale Nische innerhalb der Mountainbiker gefragt. Vielmehr benötigt es ein Grundverständnis über die Vorzüge des Radfahrens und niedrigschwellige, familientaugliche Fahrradstrecken. Und für die Zielgruppe der Mountainbiker darf es dann auch durchaus punktuell - keineswegs überall! - spezifische Mountainbike-Infrastrukturen geben.
Tourismuskonzepte von Menschen für Menschen - das ist unser Motto. Wir kennen die Bedürfnisse der Gäste und Nutzer und entwickeln darauf passende touristische Angebote.
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Tanja Brunnhuber
Inhaberin
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